Nach 17 Jahren ist Schluss für Claudia

Wer länger nicht mehr auf der Anlage des FC Aldekerk war, der wird demnächst viele Neuerungen vorfinden. Das Vereinsheim wurde in den vergangenen Monaten umgebaut und vergrößert, aktuell steht es kurz vor der Fertigstellung. Neben den baulichen Veränderungen wird regelmäßigen Besuchern aber vor allem eines auffallen: Hinter der neu angelegten Verkaufstheke wird nicht mehr Claudia Janssen stehen. 17 Jahre lang kümmerte sie sich vor allem um die Bewirtung der Besucher des Sportplatzes. Diese Zeit ist durch Corona nun ziemlich still und plötzlich zu Ende gegangen.

Sie geht freiwillig, weil der FC Aldekerk mit dem Ausbau auch die Bewirtung ausdehnen möchte. Für Claudia, die bislang fast alles allein machte, würde es zu viel werden. Sie entschied sich dazu, das Feld zu räumen; zum Ende der Saison 2019/20 war das Ende ihrer Zeit im Verkaufsraum geplant. Dass es durch die Corona-Pandemie und den Abbruch der Spielzeit ein so abruptes Ende genommen hat, ist einerseits Schade. Andererseits war es so vielleicht besser, als auf einen bestimmten Punkt des Abschiedes zuzusteuern, der ihr ohnehin sehr schwergefallen ist. So sagt sie es selbst.

Der große Abschied wird aber trotzdem noch kommen: Eine Verabschiedung bei der Jahreshauptversammlung des FC Aldekerk war ohnehin geplant, nur konnte diese aus bekannten Gründen bislang nicht stattfinden. Der nächste Termin ist am 11. September und wenn nichts mehr dazwischenkommt, wird Claudia dann vom Verein gebührend gewürdigt werden.

Ansprechpartnerin und Ratgeberin

Besonders vermissen wird Claudia am Sportplatz den regelmäßigen Kontakt zu „den Jungs“. Denn sie war nicht nur einfach die Frau, die den Spielern Getränke oder Kleinigkeiten zu Essen verkaufte. Wenn einige der Spieler abends nach dem Training zum Beispiel noch eine Runde knobelten, dann war Claudia dabei. Sie musste dabei sein. „Es war immer schön und lustig“, sagt sie. Aber nicht nur das: Sie war für einige Spieler auch bei privaten Belangen immer mal wieder wichtige Ansprechpartnerin und Ratgeberin. „Du bist wie eine Mutter für die Jungs, eine richtige Vertraute“, beschreibt sie.

Die Uhrzeit war dabei auch egal, einen Zapfenstreich gab es bei Claudia in der Regel nicht, egal an welchem Tag. Besonders hart waren aber oft die Wochenenden: Wenn Freitagabends bis 1 Uhr oder 2 Uhr geknobelt wurde, dann war das eben einmal so – am Samstag um 9 Uhr stand sie trotzdem wieder auf der Matte. Wenn dann die Alten Herren noch ein Spiel hatten, kam schnell ein Zwölf-Stunden-Tag zustande, nur um dann am Sonntag erneut früh den Laden zu öffnen. So waren Claudias Wochenenden, 17 Jahre lang. Und sie hat es gerne gemacht. https://8ec7804991e683170080bb7461087945.safeframe.googlesyndication.com/safeframe/1-0-37/html/container.html

Erste Ansprechpartnerin war Claudia auch immer für die vielen Kinder, die sich auf dem Sportplatz tummelten. Egal, ob sie Fußball spielten oder nicht. Sie hat ein großes Herz für Kinder und immer gerne welche um sich – und selbstverständlich waren am Kiosk immer Süßigkeiten parat. Sie erwies sich bei vergesslichen Jugendspielern häufig als Retterin in der Not. So sammelte sie zum Beispiel vergessene Fußballschuhe in der Kabine ein, verwahrte sie sicher und gab sie später dem Eigentümer zurück. „Claudia, wenn wir dich nicht hätten“ – diesen Satz bekam sie unzählige Male zu hören.

„Ich werde da alle tierisch vermissen“

Für Claudia hat eine neue Zeitrechnung begonnen, in der sie unter anderem plötzlich freie Wochenenden hat. Was sie an denen derzeit macht? „Langweilen“, sagt sie lachend. „Früher war ich froh, wenn ich mal vier Wochen Sommerpause und damit vier Wochenende hatte.“ Zum Sportplatz möchte sie auch ab und zu noch gehen, um sich gemütlich das ein oder andere Spiel anzuschauen. Denn wirklich gesehen hat sie nicht viele Spiele, obwohl sie immer dort war. „Ich werde mich ganz gemütlich dahinsetzen und einen Kaffee trinken“, erklärt Claudia ihre Pläne.

Bei all dem schwingt aber eine große Portion Wehmut mit. 17 Jahre sind eine lange Zeit, die sich nicht einfach so leicht abhaken lässt. Claudia wird sich erst einmal daran gewöhnen müssen, nicht mehr mindestens fünfmal die Woche zum Sportplatz zu fahren. Und auch alle Besucher der Anlage des FCA müssen sich erst einmal damit arrangieren, dass sie nicht mehr da ist. „Ich werde da alle tierisch vermissen“, sagt Claudia. „Und ich denke mal, die mich auch.“

Quelle: Fupa.de / Autor: Stefan Janssen

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